Bet Tfila ist Teil der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus

(15.12.2022)
Vor wenigen Tagen stellte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, die „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ vor. Darin ist auch ein Projekt der Forschungsstelle Bet Tfila eingebunden.

Darin heißt es: „Das Verbundprojekt Net Olam soll eine Übersicht über Angriffe auf jüdische Friedhöfe von der Weimarer Republik bis heute schaffen, mit einem Schwerpunkt auf Niedersachsen. Ziel ist auch der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks. Die Braunschweiger Forschungsstelle Bet Tfila wird sich in einem Teilprojekt mit der Einbindung jüdischer Friedhöfe in die Gedenklandschaft beschäftigen.“

Das Verbundprojekt „Net Olam – Jüdische Friedhöfe im Fokus von Antisemitismus und Prävention“ führt die Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig, seit September 2021 gemeinsam mit dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Essen und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durch. Es wird vom BMBF in der Förderlinie „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ vier Jahre lang gefördert. Ziel ist es, eine Strategie zu entwickeln, mit der jüdische Friedhöfe besser vor Schändungen geschützt werden. Dazu erarbeitet das Forscherteam erstmals einen systematischen Übersicht von Schändungsereignissen für ganz Deutschland, um daraus Hinweise zur Prävention abzuleiten. Im Teilprojekt „Gedenken, Erinnern, Mahnen“ untersucht die Bet Tfila – Forschungsstelle jüdische Friedhöfe als Orte der Gedenklandschaft und des ehrenamtlichen Engagements. Im Rahmen des Projektes wird außerdem das Net Olam-Netzwerk (abgeleitet von Bet Olam, der hebräischen Bezeichnung jüdischer Friedhöfe) aufgebaut, in dem sich all jene austauschen, die sich – oft schon seit vielen Jahren – um jüdische Friedhöfe bemühen. Über das Projekt berichtet das Team regelmäßig auf seinem Blog , in dem sich auch ein Link zur Mailingliste des Net Olam-Netzwerks findet.

Bild: Bet-Tfila-Emden_Mahnmal_aus_Grabsteinbruchstuecken_Kessler_2021

Talk Tachles – neues Diskussionsformat im Museum Hinter Aegidien

(29.11.2022)

Auftaktveranstaltung zu neuem Diskussionsformat mit der Agentur Kulturton im Museum Hinter Aegidien.

In Kooperation mit der Agentur für Diversität und Transkulturalität Kulturton startet das Braunschweigische Landesmuseum am 30. November um 19 Uhr im Museum Hinter Aegidien die neue Gesprächsreihe „Talk Tachles“.

Tachles reden bedeutet im Jiddischen, dass man offen miteinander spricht, diskutiert. Genau das ist das Ziel der neuen Veranstaltungsreihe, die inhaltlich den Blick für neue Narrative der pluralen Erinnerungs- und Zukunftskultur öffnet und Themen der jüdischen Minderheitsgesellschaft fokussiert.

Die Auftaktveranstaltung widmet sich Fragen zum Narrativ „Nie wieder“. Was ist damit gemeint? Wofür steht die Botschaft im deutsch-jüdischen Kontext und wie bekannt ist ihre Bedeutung in verschiedenen Kulturkreisen? Gibt es diverse Verständniskonzepte? Über den Umgang mit diesem Narrativ diskutieren die Schriftstellerin Safiye Can (u.a. ausgezeichnet mit dem Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis), die auch aus ihrem Werk lesen wird, Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig und neue Ehrenbürgerin der Stadt, und der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Dr. Franz Rainer Enste.

Moderiert wird die Veranstaltung von Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann und Türkân Deniz-Roggenbuck von der Agentur Kulturton. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung über den Buchungsservice wird gebeten (buchung.blm@3landesmuseen.de oder 0531 1225 2424, erreichbar von 10 bis 17 Uhr).

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Webseite des Braunschweigischen Landesmuseums.

Dokumentarfilm „Displaced“ in der ZDF-Mediathek

(24.11.2022)

Bei den Jüdischen Kulturtagen 2021 wurde der Dokumentarfilm „Displaced“ (2020) von Sharon Ryba-Kahn gezeigt. Nun ist der Film bis zum 6.12.2022 in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Die Filmemacherin Sharon Ryba-Kahn hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Heimatland Deutschland, da sie zur dritten Generation von Überlebenden der Shoah gehört. Als ihr Vater nach sieben Jahren Kontakt mit ihr aufnimmt, beginnt sie ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren. Dadurch will sie das Leben ihrer väterlichen Familie besser verstehen. Dieser Blick in die Vergangenheit wirft insbesondere Fragen über das Verhältnis der nicht-jüdischen Gesellschaft zur Geschichte auf.

Foto: Omri Aloni

Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten tagt in Hannover

(17.11.2022)

Gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten Dr. Felix Klein hat der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Dr. Franz Rainer Enste, in seiner Funktion als CoVorsitzender dieses Gremiums die Mitglieder der BundLänderKommission der Antisemitismusbeauftragten am 16. und 17. November 2022 in das Leineschloss in Hannover eingeladen.

Ein Programmpunkt der Tagung ist die Vorstellung von unterschiedlichen Projekten zur AntisemitismusBekämpfung in Niedersachsen sowie dem gesamten Bundesgebiet. Hier darf sich neben dem Verein „Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“, der Bet Tfila Forschungsstelle der TU Braunschweig auch das Israel Jacobson Netzwerk sich und seine Aktivitäten vorstellen.

84. Jahrestag der Reichspogrome im November 1938

(10.11.2022)

Zur Erinnerung an die Reichspogrome im November 1938 fanden am 9. November in Peine und Braunschweig Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen statt. An beiden Orten legte das IJN Kränze nieder.

In Braunschweig sprachen die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Renate Wagner-Redding und der Oberbürgermeister Thorsten Kornblum kritisch über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und forderten dazu auf, die Erinnerung aufrecht zu erhalten und Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung sei ein Versprechen an die Zukunft und das Wissen darüber, was passiert ist und auch wieder passieren könnte. Dies bringt eine notwendige Wachsamkeit mit sich, die hellhörig werden lässt und hilft Phrasen zu erkennen. Oberbürgermeister Kornblum appelierte an die Toleranz und Weltoffenheit der Braunschweiger und Braunschweigerinnen.

In Peine berichtete Bürgermeister Klaus Saemann über das Schicksal der Familie Friedsam, die Opfer der Novemberpogrome wurde. Er rief dazu auf, menschenverachtendes Verhalten nicht zu dulden und gemeinsam den Mut aufzubringen, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Renate Wagner-Redding betonte, dass es immer noch Antisemitismus gibt und dass man nicht aufhören darf, dagegen zu kämpfen.

Herbsttagung: Jüdische Topographie regional

(05.10.2022)

Der Arbeitskreis „Geschichte der Juden“ der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen lädt in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur an der Technischen Universität Braunschweig zu einer Herbsttagung ein.

Termin: Montag, 10. Oktober 2022, 10–16 Uhr

Ort: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Scharnhorststraße 1, 30175 Hannover

Die Herbsttagung des AK „Geschichte der Juden“ widmet sich dem Themenfeld der jüdischen Topographie anhand regionaler und lokaler Beispiele. Anhand ausführlicherer Vorträge und auf einem Roundtable werden wir regionale Perspektiven in Forschung und Vermittlung auf die jüdische Topographie diskutieren.

Weitere Infos zum Programm und zur Anmeldung finden Sie hier.

Renate Wagner-Redding wird Ehrenbürgerin

(29.09.2022)

© Renate Wagner-Redding

Renate Wagner-Redding, wird aufgrund ihrer besonderen Verdienste um die Stadt Braunschweig das Ehrenbürgerrecht erhalten.

Das hat der Rat der Stadt Braunschweig nach dem Vorschlag durch den Oberbürgermeister Thorsten Kornblum am 27. September 2022 einstimmig entschieden.

Wagner-Redding ist seit 1993 ehrenamtliche Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Darüber hinaus ist sie im Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, als Delegierte des Landesverbandes im Zentralrat der Juden in Deutschland, im Kuratorium der Max-Jüdel-Stiftung sowie im Ecclesia und Synagoga/Arbeitskreis Juden und Christen tätig. Bereits 2012 erhielt sie für ihr langjähriges Engagement um die jüdische Gemeinschaft und die christlich-jüdische Verständigung das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Renate Wagner-Redding wäre neben den jetzigen Ehrenbürgern Gerhard Glogowski, Richard Borek und Sally Perel nach Martha Fuchs, der 1964 die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde, die zweite Ehrenbürgerin der Stadt Braunschweig.

Die Ehrenbürgerwürde wird am 1. November 2022 bei einem städtischen Empfang verliehen. Das IJN gratuliert seinem Vorstands- und Gründungsmitglied, Renate Wagner-Redding, ganz herzlich und freut sich, dass sie diese besondere Auszeichnung erhält.

Neuer Band in der Reihe „Spuren Harzer Zeitgeschichte“ erschienen

(22.09.2022)

Am 20. September 2022 wurde der 8. Band der von Spurensuche Harzregion e.V. herausgegebenen Reihe „Spuren Harzer Zeitgeschichte“ vorgestellt. „Rudolf Huch – Antisemitismus und das kulturelle Gedächtnis der Stadt Bad Harzburg“ lautet der Titel des von Markus Weber verfassten Bandes. Entgegen gängiger Auffassungen in vielen bisherigen Darstellungen, Huch sei lediglich vom Nationalsozialismus instrumentalisiert worden oder gar Opfer des Nationalsozialismus gewesen, zeigt der Autor, dass Rudolf Huch, nach dem in Bad Harzburg eine Straße benannt ist, sich schon 1932 eindeutig für eine Diktatur unter einem Führer Adolf Hitler ausgesprochen hat.

Ab 1933 wurde Huch Parteimitglied und spielte eine aktive Rolle zur propagandistischen Unterstützung der Diktatur. So verfasste er beispielsweise ein Festspiel zur Hundertjahrfeier Bad Harzburgs, in dem das Dritte Reich als Wiederkehr des mittelalterlichen Reiches gefeiert wurde und unterzeichnete ohne Zwang das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“, in dem Schriftsteller sich vollständig hinter Hitler stellten. 1934 erschien seine antisemitische Hetzschrift „Israel und Wir“, in der er die Diskriminierung der Juden und die Verfolgung politischer Gegner legitimierte.

Im Gegenzug erhielt Huch die von ihm lebenslang vermisste Anerkennung; er wurde in die Preußische Akademie für Künste aufgenommen, aus der seine Schwester Ricarda Huch aus Protest gegen die judenfeindliche Politik ausgetreten war. Zudem erhielt er die Möglichkeit zu Radiovorträgen und bis zum Lebensende immer wieder Ehrungen und finanzielle Unterstützung des NS-Staates. Trotz zwischenzeitlicher Anfeindungen durch lokale NS-Parteigenossen hielt Huch an ideologischen Positionen fest, die sich mit der NS-Ideologie deckten.

Schon in seinen frühen Schriften zeigten sich latent antisemitische Haltungen, die sich zunehmend verfestigten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Huch zum Gegner der Weimarer Republik, die er in verschwörungstheoretischer Weise als „Sieg der jüdischen Zentrale“ diffamierte.

Nach 1945 war der Umgang mit Huch durch bewusste Verdrängung und Umdeutung gekennzeichnet. So konnte er posthum zahlreiche Ehrungen durch die Stadtgesellschaft erfahren. Auf der Grundlage der Erkenntnisse setzt sich der Autor auch mit der Frage auseinander, wie in Zukunft mit den Hinterlassenschaften im kulturellen Gedächtnis der Stadt umgegangen werden kann.

 

30 Jahre Jüdische Gemeinde zu Oldenburg

(08.09.2022)

Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg hat ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert.

Das Gründungsprotokoll der Gemeinde unterschrieben 16 Menschen jüdischen Glaubens am 6. August 1992. Dies war nach der Shoa der zweite Versuch, in Oldenburg jüdisches Leben zu integrieren. Das 30-jährige Bestehen wird vom 25. August bis zum 14. September 2022 mit den „Oldenburger Jüdischen Kulturwochen“ gefeiert.

In den vergangenen Monaten hat die Gemeinde viele neue Mitglieder aufgenommen. Der Grund ist vor allem der Krieg in der Ukraine. Es seien auch Flüchtlinge jüdischen Glaubens gekommen, die sich nun am Gemeindeleben beteiligten und es bereicherten, sagte die Vorsitzende Elisabeth Schlesinger am Sonntag beim Festakt. Rabbinerin Alina Treiger erinnerte daran, dass vor 30 Jahren auch viele Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion kamen und in der Gemeinde ein Stück Heimat fanden.

 

Erster Jahresbericht von RIAS Niedersachsen

(01.09.2022)

RIAS Niedersachsen hat am 31. Augst 2022 den 1. Jahresbericht veröffentlicht.

Insgesamt werden 131 antisemitische Vorfälle aus dem Jahr 2021 dokumentiert. Darunter sind zwei Angriffe, 11 Bedrohungen, 21 Sachbeschädigungen an jüdischem Eigentum oder Orten der Erinnerung an die Schoa, eine Massenzuschrift sowie 96 Fälle verletzenden Verhaltens.

Die RIAS bekannt gewordenen Fälle können nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Es ist von einem großen Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle auszugehen.

Der gesamte Bericht steht hier zum Download bereit.