Launch des Portals Jüdisches Niedersachsen online

(10.08.2023)

Vielfalt ohne Klischees – jüdische Geschichte und Gegenwart in Niedersachsen

Jüdisch oder nichtjüdisch? Niedersächs*in, Tourist*in oder Weltbürger*in? Kulturell oder wissenschaftlich interessiert? Das neue Portal „Jüdisches Niedersachsen online“ hält für alle etwas bereit. „Jüdisches Niedersachsen online“ ist ein digitales Netzwerk, das in dieser Form in Deutschland einzigartig ist. Das Digitalprojekt des Israel Jacobson Netzwerks für jüdische Kultur und Geschichte e.V. wurde am 9. August 2023 in der Jüdischen Gemeinde Hannover K.d.ö.R. der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Onlineportal ist ab sofort unter www.juedisches-niedersachsen.de erreichbar. Es wird stetig um Inhalte und Themen in Kooperation mit vielen Partner*innen erweitert.

Dr. Jörg Munzel, Vorstandsmitglied des Israel Jacobson Netzwerks und Projektleiter führt aus: „‘Jüdisches Niedersachsen online‘ zielt darauf ab, eine breite Bevölkerungsschicht anzusprechen. Das Portal ist bewusst ohne Klischees, optisch ansprechend und klar gestaltet, niedersächsisch eben. Es gibt viele noch unbekannte authentische Orte und spannende Kulturgeschichte zu entdecken. Wir wollen kulturtouristische Impulse setzen und Lust wecken, sie zu besuchen. Ein Muss für alle, die Kultur begeistert!“

Das Portal zeigt das jüdische Niedersachsen aus unterschiedlichen Blickwinkeln: aktuelle Veranstaltungen, jüdisches Leben heute, Kampf gegen Antisemitismus, Lebenswege, Personen, Einrichtungen und Reisen durch das jüdische Niedersachsen. „Ich bin erfreut darüber, dass der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen eine bedeutende Rolle in dieser herausragenden Initiative spielt. Bei allem, was wir tun, haben wir unsere Kinder und Enkelkinder im Blick.“, so Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R. „Ich finde, dass das Portal ‚Jüdisches Niedersachsen online‘ eine wichtige Investition in unsere Zukunft und das Erbe ist, das wir für kommende Generationen hinterlassen möchten. Ich bin überzeugt, dass ‚Jüdisches Niedersachsen online‘ im Laufe der Zeit einen unverzichtbaren Teil des Geschichtsunterrichts in Schulen und Bildungseinrichtungen darstellen wird.“

Informationen der jüdischen Geschichte und Gegenwart Niedersachsens sind hier zusammengetragen, um die jüdische Vielfalt sichtbar zu machen. Es vermittelt die bedeutende, noch viel zu wenig bekannte jüdische Geschichte und zugleich die Präsenz heutigen jüdischen Lebens in dem Bundesland. Rebekka Denz, wissenschaftliche Projektleiterin des Portals betont: „‘Jüdisches Niedersachsen online‘ lässt sich mit zwei Schlagworten auf den Punkt bringen: Diversität und Netzwerk. Wir freuen uns über das Mitwirken von Einzelpersonen, Heimatforscher*innen und Institutionen, wie Museen, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen an diesem zukunftweisenden Digitalprojekt. Das Portal lädt zum Mitmachen ein. Steuern Sie Ihr Wissen bei und lassen Sie uns gemeinsam die Vielfalt jüdischer Kultur in Geschichte und Gegenwart sichtbar werden lassen!“

Das Portal setzt nicht nur ein Zeichen, sondern ist zugleich eine Maßnahme gegen den aktuell wieder sichtbar werdenden Antisemitismus. Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, sieht das Portal aus der Bundesperspektive: „Die Arbeit des Israel Jacobson Netzwerk ist für die Vermittlung von Wissen über die Geschichte und die Gegenwart jüdischen Lebens in Niedersachsen von großer Bedeutung. Das neue Internetportal ‚Jüdisches Niedersachsen online‘ des Israel Jacobson Netzwerks wird diese Arbeit nun nochmal einem breiteren Publikum zugänglich machen und für mehr Vernetzung sorgen zwischen all jenen, die sich für jüdisches Leben in Niedersachsen engagieren. Dieses Projekt kann für andere Bundesländer zum Vorbild werden und so, ganz in der Tradition von Israel Jacobson, über die Grenzen Niedersachsens hinausstrahlen.“

Von links: Michael Fürst, Dr. Felix Klein, Erik Homann, Steffen Mennen, Rebekka Denz, Dr. Jörg Munzel

Vorfreude auf die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide 2023

(25.07.2023)

Gemeinsame Pressemitteilung der Stadt Peine und des Israel Jacobson Netzwerks für jüdische Kultur und Geschichte vom 25.07.2023

Bereits zum vierten Mal veranstaltet das Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. gemeinsam mit vielen Partner:innen vom 14. August bis zum 22. September 2023 die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide. Hauptgastgeberort ist in diesem Jahr die Stadt Peine, Schirmherr der Veranstaltungsreihe ist Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen K.d.ö.R. Das Jahresthema jung und jüdisch wird einen ganz anderen Blick auf jüdisches Leben werfen!

Gerade erschienen ist das umfangreiche Programmheft mit mehr als 60 Veranstaltungen, die sich auch in diesem Jahr wieder über die gesamte Region zwischen Harz und Heide erstrecken. Ausstellungen, Lesungen, Vorträge, Jüdisches Kino, eine mobile Laubhütte als Bühne und vieles mehr – 40 Veranstalter:innen haben wieder ein buntes und vielfältiges Programm für alle Altersgruppen auf die Beine gestellt, auf das man gespannt sein darf: Höhepunkte werden am 3. September in Peine der Sally Perel-Tag mit zahlreichen Veranstaltungen auf dem Historischen Marktplatz sowie das Sommerfest des Braunschweigischen Landesmuseums Hinter Aegidien am 27. August in Braunschweig sein. Eine Übersicht aller Veranstaltungen finden Sie auf der Webseite des Israel Jacobson Netzwerks (www.ij-n.de). Hier können Sie auch das Programmheft herunterladen. Es ist auch bei den Tourist-Informationen der Region erhältlich.

Das diesjährige Jahresthema jung und jüdisch – jüdische Kindheit und Jugend – soll am Beispiel von Sally Perel, Träger des Ehrenrings der Stadt Peine und Ehrenbürger von Braunschweig in den Fokus genommen werden. Er wurde als Salomon Perel am 21. April 1925 in Peine geboren und wuchs als jüngstes Kind osteuropäisch-jüdischer Eltern in der Eulenstadt auf. Hier besuchte er die Grundschule Wallschule, die 2022 nach ihm benannt wurde. Mit der Umbenennung erfüllte sich ein lang ersehnter Wunsch von Perel, der sehr präsente Erinnerung an seine kurze Peiner Schulzeit hatte. 1933, Salomon war acht Jahre alt, wurde die Familie nach Polen vertrieben. Wenig später trennten sich – ausgelöst durch das deutsche Naziregime – die Wege der Familie. Salomon war als 14-Jähriger fortan auf sich allein gestellt. Die Geschichte seines Überlebens hat er in seiner weltbekannt gewordenen Autobiografie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ niedergeschrieben. Ihm war es gelungen, seine jüdische Identität zu verbergen und so die NS-Zeit u.a. in Braunschweig zu überleben. Als Zeitzeuge berichtete Perel jahrzehntelang eindrucksvoll und unermüdlich von seinem Überleben und plädierte politisch für eine offene Gesellschaft. Er starb am 2. Februar dieses Jahres in Tel Aviv. Drei Schulen in der Region sind nach ihm benannt.

Die Jüdischen Kulturtage 2023 werden unterstützt durch die Städte Peine und Braunschweig, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Bürgerstiftung Braunschweig, die Kulturförderung des Landkreises Peine, die Stadtwerke Peine und die Volksbank BraWo.

Nähere Informationen für die Presse: 

https://ij-n.de/aktivitaeten/juedische-kulturtage-zwischen-harz-und-heide-2023/

Jahresbericht von RIAS Niedersachsen erschienen

(06.07.2023)

Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Niedersachsen erschienen.

Insgesamt 100 antisemitische Vorfälle dokumentierte die RIAS Niedersachsen im Jahr 2022. Erstmalig sind zwei Vorfälle der extremen Gewalt darunter. Der vorliegende Bericht wirft einen Blick nicht nur auf die Zahlen und Schwere, sondern vor allem auf Erscheinungsformen und weltanschauliche Hintergründe antisemitischer Vorfälle.

Das Spektrum ist groß: Antisemitismus kann Jüdinnen und Juden in allen gesellschaftlichen Schichten und an fast allen öffentlichen (und nicht öffentlichen) Orten begegnen. Er betrifft auch diejenigen, die ihn mitbekommen und unwidersprochen stehen lassen; denn er schränkt die bürgerliche Freiheit ein und gefährdet die Demokratie. Die RIAS Niedersachsen bekannt gewordenen Vorfälle können jedoch nur einen Teil der Wirklichkeit abbilden. Es ist von einem großen Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle auszugehen.

Den gesamten Bericht finden Sie hier.

Auszeichnung für Itamar Wexler

(4.07.2023)

Das IJN gratuliert dem Regisseur Itamar Wexler zur Auszeichnung als „Best Director“.

Itamar Wexler war im Mai 2023 anlässlich einer Filmtour unser Gast. Nun wurde er beim Fine Arts Film Festival für seinen Dokumentationsfilm „The Voyage. Die Reise“ mit der besonderen Auszeichnung geehrt.

„The Voyage“ erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Wexler aus Hamburg, deren Vater Tuvia nach der NS-Machtübernahme mit den vier Kindern nach Palästina floh. Mutter Sonia, die an einer psychischen Krankheit litt, blieb allein zurück. Sie wurde 1940 im Rahmen des Massenmords an behinderten und kranken Menschen („Euthanasie-Aktion T4“) in Brandenburg/Havel ermordet.

In der Familie Wexler blieb Sonias Schicksal lange ein Geheimnis, über das kaum einer sprach. Über ihren Tod existieren verschiedene Versionen. Erst vor sieben Jahren machte sich Itamar Wexler, einer der Enkel, auf die Suche nach der Wahrheit. Der Film ist das Ergebnis seiner Suche.

„The Voyage“ ist ein sehr persönlicher und emotionaler Film über einen Enkel, der herausfand, dass seine Großmutter von ihren Liebsten und engsten Vertrauten verlassen und vergessen worden war. Der Film zeichnet somit ein Familiendrama nach. Zugleich ist er eine Huldigung, die der Enkel seiner nie kennengelernten Großmutter erweist. 75 Jahre nach Sonia Wexlers gewaltsamen Tod, als sich ihre Nachkommen vor dem früheren Familiensitz in Hamburg treffen, wird sie wieder in die Familie aufgenommen.

Konstruktionen jüdischen Kulturerbes in nicht-fiktionalen Texten zu Architektur, Städtebau und Raum

(28.06.2023)

Das Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, und die Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, Technische Universität Braunschweig, veranstalten am 3. und 4. Juli 2023 einen Workshop im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts „Konstruktionen jüdischen Kulturerbes in theoretisch-kritischen und literarischen Texten zu Architektur und Raum“, das die beiden Projektpartner im Kontext des DFG-Schwerpunktprogramms 2357 „Jüdisches Kulturerbe“ durchführen.

Seit der Haskala und vor allem auch im Zuge der „Wissenschaft des Judentums“ beschäftigen sich Autor:innen aus unterschiedlichsten Anlässen mit Architekturen, städtebaulichen Anlagen und Plätzen, Kulturlandschaften oder Räumen, die als Teil des jüdischen – materiellen wie immateriellen – Kulturerbes gedacht wurden oder gelesen werden können. Der Dialog von gebauter, geplanter und/oder imaginierter Architektur und seiner Repräsentation im Medium Text steht im Zentrum dieser Veranstaltung. Der Workshop fragt nach nicht-fiktionalen Texten zur Architektur, zum Städtebau und zum Raum und deren Beiträgen zur Konstruktion jüdischen Kulturerbes.

Hier finden Sie das gesamte Programm.

Galka Scheyer Wochen

(20.06.2023)

Heute starten auf dem Instagram-Kanal des Israel Jacobson Netzwerks die Galka Scheyer Wochen. In den kommenden zwei Wochen dreht sich alles um Galka Scheyer.

Galka Scheyer war eine jüdische Künstlerin, Kunstvermittlerin und Netzwerkerin. Sie wurde 1889 in Braunschweig geboren und lebte später in Los Angeles. In der Kunstgeschichte wurde sie als Frau lange übergangen und sie ist bis heute nur wenig für ihr Schaffen bekannt.

In der ersten Woche wird deshalb der Verein Galka Emmy Scheyer Zentrum vorgestellt. Der Verein setzt sich dafür ein, die Künstlerin und ihr Schaffen bekannt zu machen. Außerdem wird der Galka Scheyer Atlas vorgestellt, den der Verein gemeinsam mit der Bet Tfila Forschungsstelle für jüdische Architektur erarbeitet hat.

In der zweiten Woche wird es dann um Personen, die sich für Galka Scheyer engagieren.

Wir bedanken uns herzlich bei Gilbert Holzgang vom Galka Emmy Scheyer Zentrum und bei Katrin Keßler von der Bet Tfila Forschungsstelle für jüdische Architektur an der TU Braunschweig für die Unterstützung!

Neues Video zu „Erinnern Digital 2023“

(19.06.2023)

Ergänzend zur Videoreihe „Erinnern Digital 2023„, dem digitalen Countdown zum Gedenktag am 27. Januar 2023, wurde auf dem YouTube-Kanal der Gedenkstätte Schillstraße ein neuer Podcast veröffentlicht. Zsófia Petrányi interviewt darin Corinna Meiß, die über ihre Recherchen zu Biografien im Kontext von Stolpersteinverlegungen in Goslar berichtet.

Interviewerin Zsófia Petrányi zum neuen Beitrag: Auch in der heutigen Folge kommt eine Protagonistin aus Goslar zu Wort. Frau Corinna Meiß befasst sich seit vielen Jahren mit Biografieforschung. Die Wissenschaftlerin berichtet in diesem Podcast über ihre Arbeit im Kontext von Stolpersteinbiografien und gibt interessante Einblicke in die Quellen, die sie dafür zurate zieht.

„Erinnern Digital 2023“ – Ein Projekt zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023. Ein Vorhaben des Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. als Träger der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße in Kooperation mit dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V.

In Vorbereitung auf den zentralen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag, den 27. Januar 2023 wurde, wie im Vorjahr etabliert, täglich ab 15.00 Uhr ein neues digitales Angebot (Podcast) veröffentlicht. Der Countdown begann am 21. Januar und endete am 26. Januar 2023. In diesem Jahr lag der Fokus auf dem Erinnerungsprojekt der Stolpersteine. Interviews mit Akteuren, die in die Stolpersteinarbeit in Braunschweig, Wolfenbüttel, Seesen und Goslar involviert sind, wurden geführt. Dr. Brage Bei der Wieden, Dr. Joachim Frassl, Dr. Stefan Cramer und zwei Schüler der Realschule John-F.-Kennedy-Platz in Braunschweig berichteten über ihre Motivationen.

Diese abschließende Folge wurde im Nachgang von „Erinnern Digital 2023“ produziert und veröffentlicht.

Projektkonzept: Zsófia Petrányi und Rebekka Denz (Israel Jacobson Netzwerk e.V.) Julia Meyer und Gerald Hartwig (Arbeitskreis Andere Geschichte e.V./Gedenkstätte Schillstraße) Unterstützende Mitarbeit: Franziska de Vries (Israel Jacobson Netzwerk e.V.)

 

Gute Orte – Jüdische Grabstätten in Sachsen-Anhalt

(23.05.2023)

Erstes Heft der Reihe „Kleine Hefte zur Landesgeschichte Sachsen-Anhalt“ erschienen.

Rund 60 jüdische Friedhöfe zeugen von der seit einem Jahrtausend währenden Präsenz jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts. Der Band nimmt diese »Freiluftarchive« überregional und überzeitlich in den Blick. Das besondere Augenmerk ruht dabei auf den Grabstätten als Spuren individueller und kollektiver Erfahrungen. Zehn Beiträge erzählen von den Orten, dem Leben der Verstorbenen und dem Schicksal ihrer Gemeinschaften. Die Einzelbeiträge fügen sich zu einem beeindruckenden Blick auf die Vielfalt jüdischen Lebens und jüdischer Kultur.

Das Heft ist beim Verlag Beier & Beran erhältlich.