(26.02.2021)
In einer Pressemitteilung hebt der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Franz Rainer Enste, hervor, dass sich Niedersachsen in Form von über 30 Projekten mit mehreren hundert hochkarätigen und vielseitigen Diskussions-, Konzert-, Ausstellungs- und anderen Veranstaltungen beteiligen werde.
Enste: „In allen Teilen unseres Landes haben ganz viele Menschen mit einem bewundernswerten Engagement und einem geradezu unerschöpflichen Gedankenreichtum Ideen entwickelt, um mit ganz unterschiedlichen Vorhaben den Grundgedanken zu verdeutlichen, dass das Judentum seit 1700 Jahren Teil unserer gemeinsamen deutschen Kultur ist. Die Gesamtheit aller Projekte führt uns vor Augen, dass Menschen jüdischen Glaubens schon immer die Kultur unseres Landes bereichert haben und dass sie ganz einfach willkommene Nachbarinnen und Nachbarn (und keineswegs irgendwie anders) sind. Und außerdem machen die Projekte in ihrer Gesamtheit deutlich, dass ein modernes und vielseitiges deutsches Judentum Ausdruck und Gradmesser des positiven Entwicklungsstandes der deutschen Gesellschaft und unseres Bundeslandes ist. Das ist ein sehr gutes Zeichen!“
Zu den finanziell geförderten Projekten gehören bis jetzt in jedem Fall:
- Sportsammlung Saloga e.V. (Springe): „1700Tore“. Jugendliche verschiedener Religionszugehörigkeit arbeiten u.a. im Kunstworkshop: „Für Vielfalt, Demokratie und Toleranz – gegen Ausgrenzung und Rassismus“.
- Global Partnership Hannover e.V. (Hannover): Bausteine zur Gestaltung und Verbreitung der Europäischen Route des Jüdischen Kulturerbes. Das Projekt initiiert eine Route durch Deutschland ausgehend von Hannover.
- Siegmund Seligmann Gesellschaft (Hannover): Villa Seligmann 2021 – Eine bedeutende Stätte jüdischer Kultur in Deutschland. Die begonnene Neuausrichtung setzt u.a. einen Schwerpunkt auf die Einbeziehung der jungen Generation.
- Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte e.V., LAK (Krummhörn-Hinte): „Der Hoffnung verpflichtet“ als LAK Theaterprojekt. Inhaltlich zeigt es das Wirken des jüdischen Widerstandskämpfers Max Windmüller.
- Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa (Braunschweig): Von Braunschweig in die Welt – Galka Scheyer und die Moderne Kunst. Die 1889 geborene Kunsthändlerin und –sammlerin Galka Scheyer aus Braunschweig, Geschichte einer selbstbestimmten, modernen Frau und Jüdin.
- Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH (Hannover): 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland: Koexistenz und Assimilation. 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland wird auch die Staatsoper Hannover gemeinsam mit der Villa Seligmann feiern, im Mittelpunkt steht die Festveranstaltungen „Assimilation und Koexistenz“.
- Concerto Foscari (Hannover): Jüdische Musik an (vorwiegend) jüdischen Orten. Hier wird die Entwicklung der jüdischen Musik im deutschen und europäischen Raum und die Vielschichtigkeit der Kompositionen beleuchtet und in diverse Kontexte gesetzt.
- Bischöfliches Generalvikariat Osnabrück (Osnabrück): Kampagne „jüdisch beziehungsweise christlich“ – 12 Monate – 12 Feste – 12 Mal „Näher als Du denkst“. Ziel: die Beziehung des Christentums zum Judentum und aktuell gelebte jüdische Praxis zu entdecken: Anhand von Monatsplakaten, die in Schaukästen von Kirchen und an Schwarzen Brettern ausgehängt werden und vielfältigen Veranstaltungen. Die Kampagne wird von allen Kirchen in Niedersachsen umgesetzt.
- Gemeinnützige Stiftung Kreissparkasse Syke (Syke): „auf ins KAFF כפר“. Das Projekt „auf ins KAFF כפר“ setzt sich mit der Geschichte der jüdischen Gemeinden in Syke und im niedersächsischen Landkreis Diepholz auseinander.
- Landkreis Leer (Leer): „Ich packe meine Koffer …“. Auguste Moses-Nussbaum ist in Ostfriesland als jüdisches Mädchen aufgewachsen, von den Eltern getrennt in den Niederlanden versteckt worden und nach der Befreiung nach Palästina eingewandert.
- Stadt Oldenburg (Oldenburg): „Jüdisches Leben in Oldenburg“. Ein Ausstellungsprojekt als erstmalige Kooperation des Kulturbüros der Stadt Oldb, der jüdischen Gemeinde zu Oldb, des Stadtmuseums Oldb sowie des Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.
- Stadt Seesen (Seesen): Jacobson-Stadt Seesen. Entdecke den Ursprungsort des modernen Judentums. Die Keimzelle des modernen weltweiten Judentums liegt in Seesen. Im Mittelpunkt dieser Maßnahmen soll ein informatives Wegeleitsystem zu jüdischen Orten stehen.
- KulturTrif(f)t e. V. (Celle): Jüdisches Leben in Celle, darin folgende Schwerpunkte: Thematische Synagogenführungen, Ausstellung „Jüdisches Leben in Celle nach 1945“, Konzert des Ensemble Cannelle um die Sängerin Karolina Trybala, Leipzig, Gesangsworkshops und „Geschichten gegen den Hass“.
- Israel Jacobson Gesellschaft e.V. (Hannover): Jewish Life. Alon Sariel (Mandoline) und Boris Kusnezow (Klavier) öffnen mit „Jewish Life“ eine Tür zu fast vergessenen Namen der Musikgeschichte.
- Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. (Lingen): Bernhard Grünberg – Allein in die Freiheit. Biografieprojekt zu Bernhard Grünberg. Wie ein emsländischer Junge Hitler überlebte.
- Kulturverbund Friesland/Zweckverband Schlossmuseum Jever (Friesland): „Jüdisches Leben in Friesland“ erinnert an mehr als 300 Jahre jüdisches Leben im heutigen Landkreis Friesland. Jever, Varel und Neustadtgödens waren drei jüdische Stadtgemeinden.
- Museumsquartier Osnabrück (Osnabrück): Jiddische Klangperspektiven. Berührend wie inspirierend bringen fünf Erzähl-Konzerte jiddische Kultur nahe.
- Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa (Braunschweig): Aus dem Hinterhof ins Licht – Synagogen in Deutschland. Die Entwicklung des jüdischen Gebetsraumes vom Beginn der Neuzeit bis heute erleben.
- Dommuseum Hildesheim (Hildesheim): „Mysteria Paschalia – Eine alternative Passion“ ist ein Konzertprogramm des Dialogs zwischen Pessach und Ostern.
- Max-Windmüller-Gesellschaft Emden (Emden): „Phantastische Wattwanderung – Amalie auf Norderney“ von Ricardo Fuhrmann und Daniel Jelin, zwei renommierten jüdischen Künstlern aus Ostfriesland.
Folgende Vorhaben unterstützen das Gesamtprojekt „unter dem Dach des Festjahres“ in Gestalt einer ebenfalls sehr wichtigen ideellen Förderung:
- Jüdisches Leben im Deutschen Reich bis 1945 – eine genealogische Datenbank (Ingo Paul, Ritterhude).
- Jüdische Gemeinde zu Oldenburg (Oldenburg): Jüdisches Leben in Oldenburg gestern, heute und in Zukunft.
- Städtisches Museum Göttingen (Göttingen): Gestickte Pracht & Gemalte Welt. Die Tora-Wimpel Sammlung im Städtischen Museum Göttingen zeigt 18 Tora-Wimpel einer überregional bedeutsamen Sammlung aus dem 17.- 19. Jh. Der Bestand ist nachweislich bis 1917 in das Museum gekommen.
- Israel Jacobson Netzwerk (Braunschweig/Seesen): Die crossmediale Inszenierung des Jacobstempels in Seesen. Durch Crossmediale Inszenierung (XR), Gamification, Storytelling und Social Media wird der Jacobstempel in Seesen rekonstruiert. 2021 wird die App kostenlos für Nutzer weltweit wie auch für Besucher vor Ort über Smartphone und Tablet verfügbar sein.
- Heimat- und Geschichtsverein Heinade, Hellental, Merxhausen (Heinade): „Auf Spurensuche: Familie Rothschild in Merxhausen.“ Die Familie Rothschild beeindruckte nicht nur durch erfolgreiche unternehmerische Tätigkeiten, sondern prägte auch das jüdische Leben in der Region.
- Heimat- und Geschichtsverein Heinade, Hellental, Merxhausen (Heinade): „Haus des Lebens, der jüdische Friedhof in Merxhausen.“ Am Südhang des Heukenbergs bei Merxhausen im Sollingvorland, nahe der alten Einbecker Heerstraße, liegt der jüdische Friedhof, den es zu entdecken gilt.
Zahlreiche weitere Projekte haben hochinteressante Konzepte entwickelt, um den Grundgedanken des Festjahres zu fördern. Über eine finanzielle Unterstützung wird in Kürze entschieden.
Franz Rainer Enste dazu: „Es bietet sich uns gerade jetzt die einmalige Chance, jüdische Kultur in ihrer ganzen Vielseitigkeit und reichen Bedeutung zwischen Harz und Heide und Ems und Elbe zu erleben und zu zeigen, dass jüdisches Leben in unserem Land völlig selbstverständlich dazugehört. Auch die in Bezug auf eine finanzielle Unterstützung noch in Bearbeitung befindlichen Projekte leisten dazu einen geradezu unschätzbaren Beitrag. Ein positiver Bewilligungsbescheid wäre daher gewiss wünschenswert. Verdient hätten die Beteiligten es allemal.“