Chanukka-Leuchter im Braunschweigischen Landesmuseum

Die Braunschweiger Judaica-Sammlung ist um ein bedeutsames Stück erweitert worden. Der Chanukka-Leuchter stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist aus Bronze ausgeformt. Vergleichbare Chanukka-Leuchter aus dieser Zeit befinden sich heute in den Sammlungen der Jüdischen Museen in New York und Brüssel, die als Vorlage gedient haben könnten.

Der achtarmige Leuchter ist ein Ritualobjekt, das insbesondere während des Chanukka-Festes in Gebrauch ist. Mit dem Fest wird an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem 164 vor Christus erinnert.

Der Chanukka-Leuchter war ein Geschenk an den Braunschweiger Kaufmann Benny Mielziner, Sohn des Rabbiners Salomon Mielziner. Benny Mielziner erhielt ihn zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 1923 von der Leopold-Zunz Freimaurer Loge. Drei Jahre später starb Mielziner, der zeitweise auch der Jüdischen Gemeinde vorgestanden hatte.
Mielziners Familie zählt zu den unzähligen Opfern der Verfolgung in Braunschweig durch die Nationalsozialisten. Sein Sohn Bruno, als Rechtsanwalt und Notar tätig, erhielt 1933 Berufsverbot. Seine Frau erkrankte einige Jahre später an Krebs. Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr die Behandlung im Krankenhaus verwehrt. Nach dem Tod seiner Frau nahm Bruno Mielziner sich 1937 das Leben. Eine Enkeltochter Benny Mielziners wurde in Ausschwitz ermordet. Ein Stolperstein vor dem Wohnhaus der Familie Mielziner, in der heutigen Jasperallee 35a, erinnert an ihr Schicksal.

Die anderen Kinder Mielziners wanderten schon in den 30er Jahren nach Holland aus, wo auch heute noch Nachkommen der Familie leben. „Der Leuchter ist Teil einer Braunschweiger Familiengeschichte sowie Teil einer Geschichte, die von Hass, Anfeindungen und Antisemitismus erzählt und dessen schreckliche Folgen uns bis heute verfolgen. Sie steht exemplarisch für zahlreiche jüdische Familiengeschichten im 20. und 21. Jahrhundert“, so die Museumsdirektorin Heike Pöppelmann.

Dank der Förderung der Hans und Helga Eckensberger Stiftung konnte dieses wichtige Stück Erinnerungskultur für die Sammlungen des Braunschweigischen Landesmuseums erworben werden.

In den kommenden Wochen können Interessierte das Objekt im Viewegs-Salon des Braunschweigischen Landesmuseums besichtigen (Eingang Papenstieg).