Authentische Orte deutsch-jüdischen Lebens in der Region entdecken

(29.04.2019)

Authentische Orte deutsch-jüdischen Lebens in der Region entdecken

Israel Jacobson Netzwerk (IJN) fördert neue Sicht auf deutsch-jüdische Kultur und Geschichte

Braunschweig, 6. April 2016. Mit der Vereinsgründung nimmt das „Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte“ heute offiziell seine Arbeit auf. Mitglieder aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur aus der Region Braunschweig-Wolfsburg engagieren sich dafür, die Geschichte der jüdischen Kultur an authentischen Orten der Region zum Leben zu erwecken. Zum Präsidenten wählten die Anwesenden Prof. Dr.-Ing. Alexander von Kienlin, Wissenschaftlicher Leiter der Bet Tfila Forschungsstelle für jüdische Architektur an der Technischen Universität Braunschweig. Er beschreibt den Projektansatz als innovativ und einzigartig, da im Besonderen die Perspektive der emigrierten deutschen Juden systematisch integriert werde. Über alle Partner entsteht eins der international größten Cluster zu diesem Thema überhaupt. „Ob Forschung, Dokumentation oder zeitgemäße Vermittlung – wir werden schon kurzfristig Projekte initiieren und umsetzen. Bereits in der kommenden Woche können wir Dr. Frank Mecklenburg vom renommierten Leo Baeck Institut aus New York zu einem öffentlichen Vortrag im Braunschweigischen Landesmuseum begrüßen“, freut sich die Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann über die Premiere des Netzwerks in ihrem Haus: Im neu gewählten Vereinsvorstand engagieren sich außerdem Herr Erik Homann (Bürgermeister der Stadt Seesen), Herr Andreas Memmert (Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla), Frau Renate Wagner-Redding (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig), Herr Gerhard Döpkens (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg), Herr PD Dr. phil. habil. Cord-Friedrich Berghahn (Präsident der Lessing Akademie, Wolfenbüttel) und Dr. Jörg Munzel (Leiter des Handlungsfeldes Freizeit, Allianz für die Region GmbH).

Israel Jacobson, Namensgeber des Netzwerks, war im 19. Jahrhundert Vorkämpfer der Gleichberechtigung und religiösen Toleranz. Mit der Gründung der Jacobson-Schule und der Reform-Synagoge in Seesen schuf Jacobson im Herzogtum Braunschweig eines der frühen und bedeutendsten Zentren aufgeklärter jüdischer Bildung. Bemerkenswert ist, dass an der Schule nicht nur jüdische sondern auch christliche Kinder unterrichtet wurden. Erik Homann, Bürgermeister der Stadt Seesen und Vize-Präsident des Netzwerks: „Israel Jacobson ist vielleicht der weltgeschichtlich wirkmächtigste Sohn der Region und zugleich außerhalb Seesens nahezu unbekannt. Das will das Netzwerk ändern. Mit unseren Partnern werden wir Konzepte entwickeln, damit regionale authentische Orte nachvollziehbar und beispielgebend ihre Geschichte erzählen können.“

Auf Entdeckungsreise

Derzeit arbeiten Mitglieder des Netzwerks an einem Kulturreiseführer, mit dem die Region unter dem jüdischen Aspekt erkundet werden kann. Dass die Region dabei einiges zu bieten hat, betont auch Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla, Schatzmeister: „. Unser Ziel ist es, dieses reiche Erbe auch kulturtouristisch zu entwickeln. Die Region hat als zentraler Ort der jüdischen Aufklärung ein bedeutendes kulturelles Alleinstellungsmerkmal mit internationaler Strahlkraft.

Für Dr. Jörg Munzel, Leiter des Handlungsfeldes Freizeit bei der Allianz für die Region GmbH, ist dieser einzigartige Zusammenschluss von Akteuren aus allen Gebietskörperschaften beispielhaft für regionale Zusammenarbeit. „Wenn alle an einem Strang ziehen, entsteht ein großes, Aufmerksamkeit starkes Thema, das aus der einzelnen Gebietskörperschaft heraus nicht sichtbar wird. Das Netzwerk zeigt praktisch: Kulturelle Zusammenarbeit in der Region funktioniert und lohnt sich.“ „

Politische Unterstützung

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frau Wagner-Redding betont die Aktualität des Vorhabens: „Ich hätte nie geglaubt, dass es heute nicht mehr sicher ist, ob jüdisches Leben in Europa eine Zukunft hat. Dementgegen steht das Israel Jacobson Netzwerk. Es vermittelt Wissen über die fruchtbare gemeinsame Epoche vor der Zeit von 1933. Dies gibt den heute in Deutschland lebenden Juden neue Identifikationspunkte. Mit der Kenntnis dieses Erbes können sie stolz sein auf die deutschen Juden.

Aufgrund der Dimension wird das Netzwerk politisch vom Auswärtigen Amt unterstützt. „Das Projekt ist für eine Region in Deutschland einzigartig und eine großartige Chance“, erklärt Botschafter Dr. Felix Klein, Beauftragter für Beziehungen zu jüdischen Organisationen: „Gerade in der jetzigen Zeit, in der wir mit neuen Formen des Antisemitismus konfrontiert sind, bettet sich das Vorhaben in hervorragender Weise in die Politik der Bundesregierung zur Förderung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa ein.“

Auch international findet sich Zustimmung in der jüdischen Welt. Dr. William H. Weitzer, der Direktor des renommierten Leo Baeck Institutes in New York erklärt:

„Der Ansatz des Projektes stimmt sehr gut mit unserem Ziel, die deutsch-jüdische Geschichte wiederzubeleben, überein. Es ist unser Anliegen, die im LBI gesammelten Dokumente und Objekte und die Perspektive der deutschen Juden, besonders der Flüchtlinge der 30er Jahre, wieder in Deutschland bekannt zu machen. Wir sehen der Zusammenarbeit mit dem Israel Jacobson Netzwerk mit Freunde entgegen.”

Die Geschäftsstelle des Vereins wird an der Technischen Universität (TU) Braunschweig angesiedelt. Für TU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jürgen Hesselbach ist die Gründung des Netzwerks ein bedeutender Schritt zur Erforschung und Vermittlung deutsch-jüdischer Kultur und Geschichte: „Das Netzwerk ist eine Bereicherung für die Forschungslandschaft. Mit unserer Kompetenz und internationalen Partnerschaften werden wir uns in den Aufbau dieser einmaligen Kooperation einbringen. Das Israel Jacobson Netzwerk ist das NFF (Niedersächsisches Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik) in den Kulturwissenschaften“

 

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