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Philosophisches Tischgespräch: Was ist ein gutes Leben? Antworten der jüdischen Philosophie
13. Februar 2017, 19:30 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung „Von Wolfenbüttel nach New York. Eine amerikanische Ausstellung zur Wissenschaft des Judentums“, die das Braunschweigische Landesmuseum in Zusammenarbeit mit dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. vom 17. November 2016 bis zum 5. März in seiner jüdiischen Abteilung Hinter Aegidien zeigt, disktutiert Dr. Grazyna Jurewicz mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung über Aspekte des „guten Lebens“ in der jüdischen Philosophie seit Moses Mendelssohn. Grazyna Jurewicz promovierte über jüdische Philosophie und ist derzeit als Wissenschaftlerin an der Universität Frankfurt am Main tätig.
Dr. Grażyna Jurewicz promovierte an der Universität Potsdam im Fach Philosophie mit einer Studie zum Denken Moses Mendelssohns. Mit Christoph Schulte und Andreas Kennecke gab sie 2009 eine zweibändige Studienausgabe von Mendelssohns Werken heraus; von 2010 bis 2011 wirkte sie am Projekt der Martin-Buber-Werkausgabe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit. Seit 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuletzt Research Fellow am Department of Germanic Languages and Literatures an der University of Toronto.
Was ist ein gutes Leben? – Antworten der jüdischen Philosophie
Das Schicksal Hiobs macht deutlich, dass die antike philosophische Paraphrase der Frage nach dem guten Leben als die Frage nach dem Glück aus jüdischer Perspektive nicht ohne Weiteres möglich ist. Glück – verstanden als ein andauernder Zustand inneren Wohlbefindens – hatte mit Hiobs Erfahrungen wenig zu tun. Ein solcher Zustand war auch weit entfernt von der Lebensrealität der Propheten, bei denen – wie die Hebräische Bibel berichtet – der göttliche Auftrag oft starke Widerstände, Angst und Verzweiflung auslöste. Diese Beispiele eines Gott bedingungslos anvertrauen Lebens haben weniger mit dem Glück als mit der Kategorie der Sinnerfüllung zu tun. Denn das gute Leben hat aus jüdischer Perspektive viele Gesichter: Die biblischen Quellen berichten u.a. von der Freude des irdischen, in der Gemeinschaft vollzogenen Genusses, der im Vertrauen auf Gott wurzele; der Talmud – von der Erfüllung der Gebote als Bedingung einer dies- sowie jenseitigen Erfüllung; die mittelalterliche jüdische Philosophie – vom Glück der intellektuellen Vervollkommnung, durch die der Mensch seine Gottebenbildlichkeit realisiere; die jüdische Mystik – von der Auflösung der eigenen Individualität im Akt einer mystischen Vereinigung mit Gott als Kulmination des gelingenden Lebens. Ausgehend von solchen klassischen jüdischen Vorstellungen beschäftigen sich der Vortrag und das anschließende Gespräch mit modernen Konzepten des guten Lebens, die u.a. bei Moses Mendelssohn, Sigmund Freud und Viktor Frankl zu finden sind.