2. erweiterte Auflage der Landkarte veröffentlicht

Die 2. erweiterte Auflage der Landkarte bietet einen Überblick über jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart in der Region zwischen Harz und Heide, von Hannover bis Helmstedt, von Wolfsburg bis Göttingen, von Celle bis Halberstadt. In mehr als 60 Einträgen werden die jeweiligen Bauwerke, Standorte bzw. Objekte kurz vorgestellt. Die notwendigen Informationen für eine Besichtigung (wie Adresse, Zugänglichkeit, Öffnungszeiten) sind hier ebenfalls zu finden. Die beschriebenen Orte reichen von jüdischen Friedhöfen, ehemaligen Synagogen, ausgewählten Wohn- und Geschäftshäusern bis hin zu heute bestehenden Museen und Gedenkorten.

Die Landkarte ist in drei verschiedenen Formaten verfügbar. Zum einen bieten wir eine interaktive Version an, die über unsere Homepage genutzt werden kann. Zur interaktiven Landkarte geht es hier.

Um die gedruckte Version der Landkarte zu erhalten wenden, Sie sich gerne über unser Kontaktformular an uns. Außerdem ist die gedruckte Landkarte auch bei den Mitgliedern sowie Partnerinnen und Partnern des IJN kostenfrei erhältlich.

Zusätzlich können Sie die Landkarte auch zum kostenfreien Download im Pdf-Format erhalten.

Sally Perel als Ehrenbürger vorgeschlagen

Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth hat Salomon „Sally“ Perel für die Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig vorgeschlagen.

Perel, der 1925 als Sohn eines Rabbiners in Peine geboren wurde, ist als Holocaust-Überlebender und Autor des Buches „Ich war Hitlerjunge Salomon“ (Erstauflage 1992), in dem er seine persönlichen Erfahrungen mit der Vertreibung aus Deutschland und seiner Jahre als Josef „Jupp“ Perel als Dolmetscher der Wehrmacht beschreibt, bekannt geworden. Der mittlerweile 95-jährige Bundesverdienstkreuzträger hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in der Region gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus stark gemacht. Die Stadt Braunschweig hat ihm zu Ehren bereits im Schuljahr 2018/19 die Integrierte Gesamtschule Volkmarode in „Sally-Perel-Gesamtschule“ umbenannt. Darüber hinaus verleihen Betriebsrat und Management des Volkswagen Werks Braunschweig seit 2013 jährlich unter der Schirmherrschaft von Ulrich Markurth den Sally-Perel-Preis, mit dem von jungen Braunschweigern ins Leben gerufene Initiativen gegen Rassismus und Intoleranz ausgezeichnet werden. Perel ist außerdem unter anderem Schirmherr der durch die „brunswick wheelers“ gestützte, 850 Kilometer lange Radgedenkfahrt nach Auschwitz zum Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers. Laut Markurth sei Perel ein „Botschafter für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung“ und solle deshalb die Ehrenbürgerrechte erhalten.

Der Verwaltungsausschuss beschäftigt sich am 07.07.2020 mit dem Antrag Markurths (Beschlussvorlage 20-13755), die Entscheidung soll am 14.07.2020 in einer öffentlichen Sitzung fallen.

Rettung des liberalen jüdischen Tempels Hamburg

Der Verein Tempel.Forum – Verein zum Erhalt der Synagogenruine in der Poolstrasse e.V. aus Hamburg ruft dazu auf, sie bei den Plänen zur Erhaltung der Ruinen des jüdischen Reformtempels in der Poolstraße 12 in 20355 Hamburg zu unterstützen. Die von 1842 bis 1844 erbaute und 1843 als erste auf einen Tempelverein eingetragene Synagoge wurde während des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört und befindet sich mittlerweile in Privatbesitz. Jetzt sieht der Verein Tempel.Forum die historischen Ruinen durch Verkaufs- und Bebauungspläne des Geländes gefährdet und sucht daher Unterstützung beim Erhalt des Ensembles.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Antisemitismus in Zeiten der Pandemie: Das Israel Jacobson Netzwerk steht für Aufklärung und ein vorurteilsfreies Miteinander

Die Mitglieder und der Vorstand des Israel Jacobson Netzwerks für jüdische Kultur und Geschichte e.V. sind höchst besorgt, dass antisemitische Vorurteile und Verschwörungsphantasien offene Unterstützung in immer größer werdenden Teilen der Bevölkerung erfahren. Dies trägt im Ergebnis zur Spaltung unserer Gesellschaft bei und fördert radikale Gewalt. Wir treten dieser Entwicklung entschieden entgegen: Das Israel Jacobson Netzwerk und seine Akteure haben es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, für ein vorurteilsfreies, demokratisches, plurales und respektvolles Miteinander zu arbeiten.

Der Namensgeber unseres Netzwerks, der jüdische Bankier und Rabbiner Israel Jacobson, trat vor über 200 Jahren als Angehöriger einer seinerzeit ausgegrenzten Minderheit für die Ideale der Aufklärung ein. Jacobson setzte dabei auf Bildung, Gleichberechtigung und Respekt vor anderen kulturellen und religiösen Traditionen – Ideen, die heute nichts an ihrer Kraft verloren haben und die wir gemeinsam verbreiten und durchsetzen wollen.

Erster regionaler Putztag der Stolpersteine

Der Arbeitskreis Stolpersteininitiativen in der Region zwischen Harz und Heide, der im Sommer 2019 vom Israel Jacobson Netzwerk initiiert wurde, plante für den 8. Mai 2020 den 1. regionalen Putztag der Stolpersteine zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. Parallel dazu sollte ein Begleitprogramm in vielen Ortschaften der Region, in denen Stolpersteine verlegt worden sind, durchgeführt werden. Unter dem Motto „Erinnerung aufpolieren“, wollte sich auch die Oberschule Liebenburg beteiligen. Das Coronavirus verhinderte dieses gemeinsame Anliegen. „Allein und ein wenig traurig habe ich deshalb am 8. Mai die Stolpersteine geputzt und an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur gedacht“, berichtet Dr. Kurt Fontheim.

 

Aus Schöningen hören wir:

„Begegnung beim Stolperstein-Putzen.

An einem Nachmittag im Mai schlug mein Mann Manfred vor, gegen Abend die Stolpersteine in unserer Stadt zu putzen. Wir gehören zum „Arbeitskreis Stolpersteine“ und haben uns dafür engagiert, dass zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bürger unserer Stadt, die in der Nazi-Zeit deportiert und ermordet wurden, Stolpersteine vor ihrem letzten freiwillig gewählten Wohnort gelegt wurden. In unserer kleinen Stadt Schöningen gibt es 32 dieser Steine, die wir im Frühjahr und im Herbst einmal putzen, damit ihre Messingoberflächen wieder glänzen.

Ich fand den Vorschlag meines Mannes gut und gegen 18 Uhr fuhren wir los, ausgerüstet mit Putzmitteln, Poliertüchern und Kniekissen. Vor einem ehemaligen jüdischen Geschäftshaus machten wir Halt. Dort sind im Pflaster des Gehwegs fünf Stolpersteine eingelassen. Als Manfred mit dem Putzen begann, gesellte sich ein etwa achtjähriges Mädchen zu uns, schaute zu und fragte interessiert, warum wir das da machen. Manfred, auf dem Kniekissen gestützt, erklärte dem Kind die Bedeutung dieser Gedenksteine. Er erzählte von jeder einzelnen Person dieser jüdischen Familie, die hier einmal gewohnt und vor vielen Jahren schlimmes Leid erfahren hat. Immer wieder fragte das Mädchen, das sich zu ihm auf die Erde gekniet hatte, mit großem Interesse nach. Warum? – Weshalb? Und als die Steinen vor dem Haus geputzt waren, erkundigte sich das Kind, wo denn noch mehr davon liegen.

Schon zwei Häuser weiter gab es weitere Stolpersteine zum Putzen. Hier wollte das Kind gern mithelfen, und gemeinsam haben sie die Steine bearbeitet und zum Glänzen gebracht. Zum Abschluss sagte das Mädchen: „Und nun erzähl‘ die Geschichte von dieser Familie“. Vor zwei weiteren Häusern hat das Mädchen dann auch noch beim Putzen mitgeholfen.

Am Ende haben wir uns von der kleinen Helferin mit Dank herzlich verabschiedet.“

Rosemarie Saak

 

Über den Arbeitskreis Stolpersteininitiativen zwischen Harz und Heide, können Sie sich hier informieren.

 

Gedenkfeier zur Befreiung des KZ Bergen-Belsen

Am 15. April 1945 befreiten britische Soldaten 55.000 überlebende Männer, Frauen und Kinder, die im KZ Bergen-Belsen gefangen gehalten wurden. Die ursprünglich geplante Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag dieser Befreiung, musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Stattdessen wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte Blumen an den Denkmalen und Massengräbern niedergelegt.
An einer kleinen Zeremonie nahm unter anderem der Ministerpräsident Niedersachsens, Stephan Weil (SPD), teil. Weil rief in seiner Rede dazu auf, die Erinnerung an Bergen-Belsen und die Verbrechen der NS-Zeit wachzuhalten. Dabei sei besonders wichtig, „die richtigen Lehren zu ziehen, und auch heute gegen alle Anzeichen von Antisemitismus, Rassismus und Unterdrückung mit aller Konsequenz vorzugehen“. Auch Michael Fürst, Präsident des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden, legte einen Kranz an der Inschriftenwand der Gedenkstätte nieder.

Die große Gedenkfeier, zu der rund 5.000 Gäste eingeladen waren, soll 2021 nachgeholt werden. Jedoch bleibt offen, ob die rund 120 Überlebenden im kommenden Jahr in der Lage sind an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Die Überlebende Anita Lasker-Wallfisch sollte als Hauptrednerin aus London anreisen. Da sie wegen der Corona-Pandemie nicht anreisen konnte, schickte sie eine Videobotschaft zum 75. Jahrestag der Befreiung. Die ganze Videobotschaft finden Sie hier.

Antisemitismus in der Corona-Krise

Mit der Frage, wie das Coronavirus in die Welt kam, beschäftigen sich viele Wissenschaftler. Neben diesen seriösen Studien und Theorien verbreiten sich auch viele gefährliche Verschwörungstheorien. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Niedersachsen, Franz Rainer Enste, warnt besonders vor Verschwörungstheorien, die antisemitisch motiviert sind. Er beklagt, dass Menschen in Krisenzeiten immer besonders anfällig für alle Formen von Irrationalität seien. Enste fordert dazu auf sehr genau darauf zu achten, was verbreitet wird, damit in solchen Krisen die Schuld nicht bestimmten Bevölkerungsgruppen zugewiesen wird.

Das ganze Interview mit Franz Rainer Enste können Sie hier lesen.

Forschungspreis für Ulrike Pilarczyk

Ulrike Pilarczyk ist Professorin am Institut für Erziehungswissenschaften der TU Braunschweig und aktives Mitglied im IJN. Sie ist im März 2020 mit dem Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE) ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung honoriert ihre herausragenden Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Erziehungswissenschaften. Frau Pilarczyks Forschungsschwerpunkte liegen in der historischen Bildungsforschung. Sie hat zum einen besondere Leistungen auf dem Gebiet der bildwissenschaftlichen Forschung erbracht. Zum anderen forscht sie seit einigen Jahren zur Geschichte der jüdischen Jugendbewegung in Deutschland und Palästina/Israel.

Im Forschungsprojekt "wandering images" geht es um die "Auswanderung von Fotografien", die ehemalige jüdische Jugendbewegte ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina beschreiben. Ziel dieses Forschungsprojektes war es, diese Bilder zu finden, zu sammeln und zurückzuholen, um die Geschichte dieser emigrierten Bilder zu rekonstruieren.

In einem Interview mit dem TU Magazin gibt Ulrike Pilarczyk viele weitere Auskünfte über dieses Forschungsprojekt und auch über aktuelle Forschungsprojekte. Das ganze Interview finden Sie hier.

Förderaufruf für Prävention von Antisemitismus

Nach der Einsetzung eines „Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens“, der als neutraler Ansprechpartner für jüdische Gemeinden, Verbände und Personen, die sich gegen Antisemitismus stark machen, dienen soll, hat das Land Niedersachsen zudem für 2020 bis zu 75.000 Euro für ein Förderprogramm zur Unterstützung von Projekten gegen Antisemitismus zur Verfügung gestellt.

Dr. Rainer Enste, der aktuell das neue Amt bekleidet, sagt dazu: „Ich freue mich außerordentlich, dass das Land Niedersachsen so deutlich aktiv wird gegen Antisemitismus. Wir brauchen Projekte, die sich alten und neuen Ressentiments und Vorurteilen entgegenstellen, gerade in einer Zeit, in der die Sozialen Netzwerke von Verschwörungstheorien überkochen. Es gilt zugleich, den Beitrag jüdischer Kultur für unsere Gesellschaft positiv zu unterstreichen.“

Auch Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza bezieht hierzu klar Stellung, indem sie darauf hinweist, dass Antisemitismus uns alle anginge und hierbei auch keine Rolle spiele, ob wir in der Stadt oder auf dem Land wohnen. Jüdisches Leben in Niedersachsen zu erhalten und zu fördern, ebenso wie antisemitischen Strömungen entgegenzuwirken und sie zu verhindern, könne vor allem durch Präventionsarbeit erreicht werden.

Das Niedersächsische Justizministerium übernimmt die Koordination des „Landesprogramms gegen Rechtsextremismus – für Demokratie und Menschenrechte“, sowie gemeinsam mit dem Landes-Demokratiezentrum (LDZ) die Umsetzung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ (gefördert durch das BMFSFJ). Da das jüdische Leben in Niedersachsen zum Großteil in Städten erfolgt, steht das Bundesland vor der Herausforderung, Mitbürger und Gemeinden in den ländlichen Gegenden zu unterstützen und durch Aufklärung präventiv der Bildung antisemitischer Haltungen entgegenzuwirken. Deshalb ist die Förderung entsprechender Maßnahmen in bestehende Strukturen bestmöglich einzubinden, um ein vorurteilsfreies Miteinander auch im ländlichen Raum zu gewährleisten.

Um dieses Anliegen zu unterstützen, hat das Niedersächsische Justizministerium in Kooperation mit dem Landespräventionsrat (LPR) einen Förderaufruf für zivilgesellschaftliche Träger herausgegeben. Den vollständigen Förderaufruf finden Sie hier.