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Was sagt uns die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten heute noch?
11. November 2024
Vortrag von Prof. Dr. Christoph Menke am 11.11. im Königlichen Pferdestall der Leibniz Universität Hannover
Der berühmte Bericht vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, dem Exodus (2. Buch Mose), gehört zu den konstitutiven Gründungsgeschichten des Judentums, spielt im Christentum ebenfalls eine große Rolle und wird auch im Koran erwähnt. Immer wieder haben sich Freiheitsbewegungen in der Geschichte auf diese Überlieferung berufen: Zum ersten Mal in der Geschichte zieht ein Volk aus dem Haus des Unterdrückers aus. Allerdings findet sich auch Kritik, denn diese Aktion geschieht anscheinend fremdbestimmt: auf Befehl Gottes. Die Zahl der Lesarten des Exodus in Literatur und Wissenschaft ist ungeheuer groß.
Der renommierte Frankfurter Professor für Philosophie, Dr. Christoph Menke, hat nun eine bahnbrechende neue Deutung dieser Geschichte vorgelegt und wird sie am 11.11. in Hannover vorstellen. Er interpretiert das Exodus-Geschehen sozialphilosophisch als die Öffnung einer Tür zur Freiheit – und zwar gerade als religiöses Geschehen, das er selbst ebenfalls in dieser Richtung auslegt. Er entfaltet diese Gedanken in seinem Buch „Theorie der Befreiung“, das 2022 im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Gerade in der Tatsache, dass die Israeliten ihre Befreiung nicht sich selbst, sondern passiv Gott verdanken, sei der Kern einer radikalen und radikal universalen Freiheit zu finden, der bis heute grundlegend sei. Befreiung sei nicht das Produkt der eigenen Tätigkeit, „sie könne nicht getan werden“, sondern beruhe auf der Erinnerung daran, was der Mensch schon erfahren habe, „wann, wie und worin es sich schon befreit hat. Nur so ist die Erziehung befreiend“ – wie das Buch schließt.
Christoph Menke, geb. 1958, ist Professor für Philosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt /M. im Excellenzcluster Normative Orders. Zu seinen Publikationen zählen herausragende Werke wie „Die Kraft der Kunst“ 2013 und „Kritik der Rechte“ 2015. Der Vortrag setzt die Reihe „Universeller Humanismus – humaner Universalismus? Normgebende Figurationen zur Kritik des Antisemitismus“ fort. Anmeldungen werden erbeten unter sekretariat-st@uni-hildesheim.de.