»Erinnerung Aufpolieren«

(16.11.2020)

Regionaler Putztag von Stolpersteinen im November 2020

Sichtbare Zeichen der Erinnerung gegen Antisemitismus und gegen Menschenhass zu setzen, ist in Zeiten der Corona-Pandemie notwendig. Der erste regionale Putztag von Stolpersteinen zwischen Harz und Heide fand trotz aller Widrigkeiten 2020 statt. Die Namen und Schicksale der Menschen, die von den Nationalsozialist/innen zu Opfern gemacht wurden, sollen nicht vergessen werden. In den Tagen um den 9. November 2020 haben Jung und Alt, Gruppen und Einzelpersonen Stolpersteine geputzt. Biografien wurden verlesen, Schülerinnen und Schüler haben Videobeiträge erstellt, Fotografien wurden gemacht, Interviews geführt.

Pläne für eine zentrale Veranstaltung, in der die lokalen Initiativen in der Region und deren Gäste sich hätten treffen können, mussten aufgegeben werden. Doch die beeindruckenden Ergebnisse der Akteur/innen vor Ort werden ab dem 15. November um 15 Uhr auf dem YouTube-Kanal des IJN für jedermann im Sinne des Mottos »Erinnerung Aufpolieren« sichtbar werden.

Arbeitskreis Stolpersteininitiativen zwischen Harz und Heide

Im Sommer 2019 haben sich Vertreter/innen mehrerer Stolpersteininitiativen in der Region zwischen Harz und Heide zu einem Arbeitskreis unter dem Dach des IJN zusammengefunden. Zweck des Arbeitskreises sind die Vernetzung, der Austausch und die Entwicklung gemeinsamer Projekte, die einen regionalen Ansatz verfolgen.

Stolpersteine zwischen Harz und Heide

In der Region zwischen Harz und Heide wurden in Erinnerung an die Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus bisher an neun Orten mehr als 500 Stolpersteine verlegt: in Braunschweig, Helmstedt, Königslutter, Liebenburg, Peine, Schöningen, Schöppenstedt, Seesen und in Wolfenbüttel. Zudem finden sich in der Region zwei Stolperschwellen. Vor dem Altgebäude der TU Braunschweig liegt eine Stolperschwelle, die der mehr als 50 Angehörigen der damaligen Technischen Hochschule (die heutige Technische Universität Braunschweig) gedenkt, die in der NS-Zeit gedemütigt und verfolgt wurden. In Seesen findet sich in Erinnerung an die Schüler/innen der Jacobsonschule am Jacobsonplatz eine zweite Stolperschwelle. In Braunschweig und Wolfenbüttel ist die Verlegearbeit und die damit einhergehende Biografierecherche noch nicht abgeschlossen. Die zeitnahe Verlegung von Stolpersteinen in Goslar ist geplant.

Doch die Stolpersteine sind nicht nur dezentrale Erinnerungsorte im öffentlichen Raum. Gleichzeitig wurden die Biografien der Menschen, an die in dieser Form erinnert wird, umfangreich recherchiert und veröffentlicht. Mancherorts, so in Braunschweig und in Wolfenbüttel, ist diese Recherche noch nicht abgeschlossen und es werden weiterhin Stolpersteine verlegt und Biografien erarbeitet. Andernorts wurden die Steinverlegungen bereits zu einem Abschluss gebracht und die örtlichen Initiativen konzentrieren sich auf das Fortsetzen der aktiven Erinnerungsarbeit, zumeist unter bewusster Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen.

Das Projekt Stolpersteine

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt seit 1996 Stolpersteine in Deutschland und mittlerweile in vielen Ländern Europas. Das Kunstprojekt mit seinen 75.000 Stolpersteinen gilt als das größte dezentrale und stetig wachsende Denkmal der Welt.