Gerhard Wegner wird niedersächsischer Antisemitismus-Beauftragter

(19.01.2023)

Der evangelische Theologe Professor Gerhard Wegner wird neuer Antisemitismus-Beauftragter des Landes Niedersachsen. Der frühere Leiter des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tritt zum Februar die Nachfolge von Franz Rainer Enste an, wie die Staatskanzlei in Hannover am 17. Januar 2023 mitteilte. Enste war der erste Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens und hat das Ehrenamt drei Jahre lang ausgeübt.

Der Landesbeauftragte ist der zentrale Ansprechpartner für die jüdischen Verbände in Niedersachsen sowie für die dort lebenden Menschen jüdischen Glaubens. Zu seinen Aufgaben gehört das Unterstützen der Interessen der jüdischen Verbände in Richtung der Landesregierung. Er entwickelt Empfehlungen zum Umgang mit Antisemitismus und erstellt jährlich einen Bericht über Antisemitismus und dessen Bekämpfung in Niedersachsen.

– Erinnern digital – Ein Projekt zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023

(17.01.2023)

Ein Vorhaben des Arbeitskreises Andere Geschichte e. V. als Träger der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße in Kooperation mit dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e. V.

In Vorbereitung des zentralen Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag, den 27. Januar 2023 wird, wie im Vorjahr etabliert, auf der Internetseite der Gedenkstätte Schillstraße (http://www.schillstrasse.de/aktuell) täglich ab 15.00 Uhr ein neues digitales Angebot (Podcast) veröffentlicht. Der Countdown beginnt am 21. Januar und endet am 26. Januar 2023.

In diesem Jahr liegt der Fokus auf dem Erinnerungsprojekt der Stolpersteine. Interviews mit Akteuren, die in die Stolpersteinarbeit in Braunschweig, Wolfenbüttel, Seesen und Goslar involviert sind, wurden geführt. Dr. Brage Bei der Wieden, Dr. Joachim Frassl, Dr. Stefan Cramer und zwei Schüler der Realschule John-F.-Kennedy-Platz in Braunschweig berichten über ihre Motivationen.

Gedenkveranstaltung und Begleitangebote

In diesem Jahr wird es nach zweimaliger Unterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie wieder eine zentrale Veranstaltung am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus geben. Die Stadt Braunschweig und der Arbeitskreis Andere Geschichte e. V. laden dazu gemeinsam am 27. Januar um 11.30 Uhr in den Außenbereich der Gedenkstätte Schillstraße (Schillstraße 25, 38102 Braunschweig) ein. Den Verantwortlichen ist es ein wichtiges Anliegen, den Opfern des menschenverachtenden NS-Regimes still zu gedenken und einem Vergessen entgegenzuwirken.

Darüber hinaus besteht am 27. Januar den gesamten Tag über die Möglichkeit, an der Gedenkstätte Kränze oder Blumen niederzulegen, um damit einer persönlichen Anteilnahme Ausdruck zu verleihen.

Ferner wird das Gedenkstättengebäude am Veranstaltungstag von 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet sein. Interessierte sind eingeladen, dort mit den Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen, mehr über den historischen Ort und das „Offene Archiv“ zu erfahren oder sich Videointerviews mit Überlebenden anzuschauen.

Alle Interessierten sind mit Ihren Angehörigen und Bekannten herzlich eingeladen, sich am Gedenken zu beteiligen und die weiteren Angebote wahrzunehmen!

Kontakt bei Rückfragen:
Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße
Gerald Hartwig (wiss. Mitarbeiter und Interim-Leiter)
Schillstraße 25 | 38102 Braunschweig
Tel. 0531 2702565 | gedenkstaette@schillstrasse.de

Bad Harzburg soll Ehrung für antisemitischen Autor beenden

(10.01.2023)

Portrait Rudolf Huch aus seiner Hetzschrift „Israel und Wir“

Der Verein „Spurensuche Harzregion“ hat die Stadt Bad Harzburg aufgefordert, die Rudolf-Huch-Straße in der Kurstadt umzubenennen. Die Ehrung für den antisemitischen und antidemokratischen Juristen und Schriftsteller Huch müsse endlich beendet werden, forderte der Verein am 2. Januar 2023 in einer Pressemitteilung. Nach einer Handreichung des Deutschen Städtetags müssten bei einer Straßenbenennung nach einer Person »höchste und kritische Maßstäbe« angelegt werden.

Rudolf Huch, der seit 1897 in Bad Harzburg als Rechtsanwalt, Notar und Schriftsteller wirkte, hat schon früh einen latenten Antisemitismus in seinen Schriften vertreten. Spätestens seit 1932 forderte er eine Diktatur unter Adolf Hitler, trat dann 1933 in die NSDAP ein, um die Diktatur in verschiedenen öffentlichen Äußerungen zu unterstützen. So unterschrieb er 1933 beispielsweise das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Adolf Hitler. Im Gegenzug wurde er im selben Jahr in die Akademie der Künste (Abt. Dichtung) aufgenommen, aus der seine Schwester Ricarda Huch aus Protest gegen die judenfeindliche Politik ausgetreten war. 1934 veröffentlichte Rudolf Huch die antisemitische Hetzschrift „Israel und Wir“, in der er verschwörungstheoretische Ansichten vertrat und sich ausdrücklich hinter die Verfolgungsmaßnahmen von Juden und politischer Opposition stellte. Dort schreibt Huch u.a.: „Das A und O der Sache ist, daß der Staat das Recht hat, Gebilde wie die Sozialdemokratie und die jüdische Zentrale zu zerschlagen.“

Insofern ist es laut der Pressemitteilung des Vereins „Spurensuche Harzregion“ inkonsequent, zwar anzuerkennen, dass Rudolf Huch antisemitische und antidemokratische Ansichten vertreten und den Nationalsozialismus offen gestützt und für dessen Akzeptanz gesorgt hat, gleichzeitig aber die Ehrung der Straßenbenennung beizubehalten. Wenn es ernst gemeint ist, wie die Goslarsche Zeitung am 30. Dezember 2022 titelte: „Rassist hat keine Ehre verdient“, dann ist auch die Straßenumbenennung erforderlich.

Pressemitteilung Spurensuche Harzregion e.V. Januar 2023

Jüdische Kulturtage 2023

(22.12.2022)

Das Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. (IJN) initiierte 2023 zum vierten Mal Jüdische Kulturtage in der Region. Schirmherr der jährlichen Veranstaltungsreihe ist der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen K.d.ö.R., Herr Michael Fürst. Hauptgastgeberort der Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide ist 2023 ist die Stadt Peine. Die regionale Veranstaltungsreihe steht unter dem Motto „jung und jüdisch“ mit der diesjährigen Hauptperson „Sally Perel – Eine Kindheit in Peine“.

In das Gesamtprogramm der Jüdischen Kulturtage werden Veranstaltungen aufgenommen, die ca. vom 14. August bis zum 22. September 2023 durchgeführt werden. Vom 15. bis zum 17. September 2023 sollen keine Veranstaltungen im Rahmen des Kulturtage-Programms stattfinden, da das Jüdische Neujahrsfest Rosch haSchana gefeiert wird.

Wir laden Sie dazu ein, an den Kulturtagen 2023 aktiv mitzuwirken und Veranstaltungen einzubringen! Herzlich Willkommen sind alle privaten oder institutionellen Veranstalter/innen. Wenn Sie einen Programmpunkt anbieten wollen, dann verwenden Sie bitte das dafür vorgesehene Meldeformular und senden es bis spätestens Donnerstag, 1. Juni 2023, an uns zurück. In unserem Infobrief finden Sie alle wichtigen Informationen zu den Kulturtagen 2022 zusammengefasst.

Bei Fragen oder Anregungen kontaktieren Sie uns gerne unter veranstaltungen[at]ij-n.de oder rufen Sie unter 0178-67 23 594 an (Bürozeiten von Mo. bis Do. von 9 bis 14 Uhr, Mailbox vorhanden).

„Die Waldhexe“ zu Gast in Braunschweig

(19.12.2022)

Braunschweigisches Landesmuseum stellt ein Gemälde der deutsch-jüdischen Künstlerin Julie Wolfthorn aus.

Julie Wolfthorn, Das Mädchen mit den blaugrünen Augen (Waldhexe), um 1899

Im Museum Hinter Aegidien des Braunschweigischen Landesmuseums ist ab sofort ein neues Highlight zu entdecken: „Die Waldhexe“ oder „Das Mädchen mit den blaugrünen Augen“, ein Gemälde der deutsch-jüdischen Künstlerin Julie Wolfthorn (1864–1944) aus dem Jahr 1899.

Die aus Westpreußen stammende Julie Wolfthorn zählte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Künstlerinnen Deutschlands und war vor allem für ihre Porträts selbstbewusster Frauen bekannt. 1942 wurde sie mit ihrer Schwester in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Jahre später im Alter von 80 Jahren starb.

Das Porträt aus der Jack Daulton Collection, Los Altos Hills CA USA verweist auf die kommende Sonderausstellung „Göttinnen des Jugendstils“, die ab dem 29.03.2023 zu sehen sein wird und in Kooperation mit dem Allard Pierson Museum in Amsterdam und dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe vorbereitet wurde.

 

Foto: Don Tuttle, © The Jack Daulton Collection, Los Altos Hills CA USA

Bet Tfila ist Teil der Nationalen Strategie gegen Antisemitismus

(15.12.2022)
Vor wenigen Tagen stellte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, die „Nationale Strategie gegen Antisemitismus“ vor. Darin ist auch ein Projekt der Forschungsstelle Bet Tfila eingebunden.

Darin heißt es: „Das Verbundprojekt Net Olam soll eine Übersicht über Angriffe auf jüdische Friedhöfe von der Weimarer Republik bis heute schaffen, mit einem Schwerpunkt auf Niedersachsen. Ziel ist auch der Aufbau eines bundesweiten Netzwerks. Die Braunschweiger Forschungsstelle Bet Tfila wird sich in einem Teilprojekt mit der Einbindung jüdischer Friedhöfe in die Gedenklandschaft beschäftigen.“

Das Verbundprojekt „Net Olam – Jüdische Friedhöfe im Fokus von Antisemitismus und Prävention“ führt die Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig, seit September 2021 gemeinsam mit dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Essen und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durch. Es wird vom BMBF in der Förderlinie „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ vier Jahre lang gefördert. Ziel ist es, eine Strategie zu entwickeln, mit der jüdische Friedhöfe besser vor Schändungen geschützt werden. Dazu erarbeitet das Forscherteam erstmals einen systematischen Übersicht von Schändungsereignissen für ganz Deutschland, um daraus Hinweise zur Prävention abzuleiten. Im Teilprojekt „Gedenken, Erinnern, Mahnen“ untersucht die Bet Tfila – Forschungsstelle jüdische Friedhöfe als Orte der Gedenklandschaft und des ehrenamtlichen Engagements. Im Rahmen des Projektes wird außerdem das Net Olam-Netzwerk (abgeleitet von Bet Olam, der hebräischen Bezeichnung jüdischer Friedhöfe) aufgebaut, in dem sich all jene austauschen, die sich – oft schon seit vielen Jahren – um jüdische Friedhöfe bemühen. Über das Projekt berichtet das Team regelmäßig auf seinem Blog , in dem sich auch ein Link zur Mailingliste des Net Olam-Netzwerks findet.

Bild: Bet-Tfila-Emden_Mahnmal_aus_Grabsteinbruchstuecken_Kessler_2021

Talk Tachles – neues Diskussionsformat im Museum Hinter Aegidien

(29.11.2022)

Auftaktveranstaltung zu neuem Diskussionsformat mit der Agentur Kulturton im Museum Hinter Aegidien.

In Kooperation mit der Agentur für Diversität und Transkulturalität Kulturton startet das Braunschweigische Landesmuseum am 30. November um 19 Uhr im Museum Hinter Aegidien die neue Gesprächsreihe „Talk Tachles“.

Tachles reden bedeutet im Jiddischen, dass man offen miteinander spricht, diskutiert. Genau das ist das Ziel der neuen Veranstaltungsreihe, die inhaltlich den Blick für neue Narrative der pluralen Erinnerungs- und Zukunftskultur öffnet und Themen der jüdischen Minderheitsgesellschaft fokussiert.

Die Auftaktveranstaltung widmet sich Fragen zum Narrativ „Nie wieder“. Was ist damit gemeint? Wofür steht die Botschaft im deutsch-jüdischen Kontext und wie bekannt ist ihre Bedeutung in verschiedenen Kulturkreisen? Gibt es diverse Verständniskonzepte? Über den Umgang mit diesem Narrativ diskutieren die Schriftstellerin Safiye Can (u.a. ausgezeichnet mit dem Else-Lasker-Schüler-Lyrikpreis), die auch aus ihrem Werk lesen wird, Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweig und neue Ehrenbürgerin der Stadt, und der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Dr. Franz Rainer Enste.

Moderiert wird die Veranstaltung von Museumsdirektorin Dr. Heike Pöppelmann und Türkân Deniz-Roggenbuck von der Agentur Kulturton. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung über den Buchungsservice wird gebeten (buchung.blm@3landesmuseen.de oder 0531 1225 2424, erreichbar von 10 bis 17 Uhr).

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Webseite des Braunschweigischen Landesmuseums.

Dokumentarfilm „Displaced“ in der ZDF-Mediathek

(24.11.2022)

Bei den Jüdischen Kulturtagen 2021 wurde der Dokumentarfilm „Displaced“ (2020) von Sharon Ryba-Kahn gezeigt. Nun ist der Film bis zum 6.12.2022 in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Die Filmemacherin Sharon Ryba-Kahn hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Heimatland Deutschland, da sie zur dritten Generation von Überlebenden der Shoah gehört. Als ihr Vater nach sieben Jahren Kontakt mit ihr aufnimmt, beginnt sie ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren. Dadurch will sie das Leben ihrer väterlichen Familie besser verstehen. Dieser Blick in die Vergangenheit wirft insbesondere Fragen über das Verhältnis der nicht-jüdischen Gesellschaft zur Geschichte auf.

Foto: Omri Aloni

Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten tagt in Hannover

(17.11.2022)

Gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten Dr. Felix Klein hat der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Dr. Franz Rainer Enste, in seiner Funktion als CoVorsitzender dieses Gremiums die Mitglieder der BundLänderKommission der Antisemitismusbeauftragten am 16. und 17. November 2022 in das Leineschloss in Hannover eingeladen.

Ein Programmpunkt der Tagung ist die Vorstellung von unterschiedlichen Projekten zur AntisemitismusBekämpfung in Niedersachsen sowie dem gesamten Bundesgebiet. Hier darf sich neben dem Verein „Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“, der Bet Tfila Forschungsstelle der TU Braunschweig auch das Israel Jacobson Netzwerk sich und seine Aktivitäten vorstellen.

84. Jahrestag der Reichspogrome im November 1938

(10.11.2022)

Zur Erinnerung an die Reichspogrome im November 1938 fanden am 9. November in Peine und Braunschweig Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen statt. An beiden Orten legte das IJN Kränze nieder.

In Braunschweig sprachen die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Renate Wagner-Redding und der Oberbürgermeister Thorsten Kornblum kritisch über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und forderten dazu auf, die Erinnerung aufrecht zu erhalten und Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung sei ein Versprechen an die Zukunft und das Wissen darüber, was passiert ist und auch wieder passieren könnte. Dies bringt eine notwendige Wachsamkeit mit sich, die hellhörig werden lässt und hilft Phrasen zu erkennen. Oberbürgermeister Kornblum appelierte an die Toleranz und Weltoffenheit der Braunschweiger und Braunschweigerinnen.

In Peine berichtete Bürgermeister Klaus Saemann über das Schicksal der Familie Friedsam, die Opfer der Novemberpogrome wurde. Er rief dazu auf, menschenverachtendes Verhalten nicht zu dulden und gemeinsam den Mut aufzubringen, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Renate Wagner-Redding betonte, dass es immer noch Antisemitismus gibt und dass man nicht aufhören darf, dagegen zu kämpfen.